10 Arten mit Kraftausdrücken / Schimpfwörtern umzugehen

Mein Sohn hat immer mal wieder „Motzkopf-Phasen“, da wird gemeckert und geschimpft was geht und er probiert alle Worte aus, die er gehört hat. Er kann mit seinen 6 Jahren beinahe schon jedem alten Seebären oder Kesselflicker was Schimpfwörter angeht das Wasser reichen.
Daher haben ich mich selbst und meinen Umgang unter die Lupe genommen und festgestellt, dass ich im Straßenverkehr („Ich habe Vorfahrt du Depp“) und manchmal zu mir selber („ich bin aber auch dusselig“) ebenfalls nicht gerade freundlich bin.
Für Schimpfwörter habe ich unabsichtlich Kategorien oder Schubladen:

  • Kategorie A – Unspezifische Ausrufe, die mir auch mal raus rutschen „Ach, Scheiße“, „Blödmann“ (wie oben erwähnt z.B. im Straßenverkehr)
  • Kategorie B – Ausrufe die ich selber nicht verwende und sie mir daher komisch vorkommen wie Tierbezeichnungen, Steigerungsformen der Kategorie A
  • Kategorie C – Ausrufe die ich nicht nur einfach nicht verwende, sondern deren Verwendung mir unangenehm sind, sexistische, erniedrigende vor allem aber vulgäre Ausrufe

Teilweise bin ich wirklich sehr erstaunt, was 6 Jährige schon so kennen an Ausdrücken. Dummerweise reicht es ganz offensichtlich, wenn ein Kind Erfahrungen mit Älteren in diese Richtung macht, dann sind alle anderen Kinder der Kita auch „versaut“. (Entschuldigung aber das Wortspiel musste jetzt sein.)
Dazu noch ein kleiner Exkurs: mein Sohn war zu dem Zeitpunkt gerade 3 Jahre alt. Als ich ihn vom Kindergarten abholen wollte, sagt er zu einem anderen Kind „Hasch“, ich habe ihn nicht verstanden und habe ihn bestimmt 10 mal das Wort sagen lassen, bis ein anderes Kind mich aufklärte das es „Arsch“ heißen soll. Das war das erste Mal, dass er überhaupt ein Kraftausdruck verwendet hat.
Mittlerweile sind die Kraftausdrücke natürlich häufiger aus Kategorie C als mir lieb ist und seltener von den harmlosen Varianten. Natürlich habe ich gesucht wie man angemessen auf diese Ausrufe reagiert, so dass diese nicht ständig verwendet werden. Dabei habe ich 10 verschiedene Arten gefunden wie man darauf reagieren kann mit vermutlich noch einmal 100 Unterarten.

Das Vorbild

Niemals Kraftausdrücke verwenden! Die Fanatischen in dieser Rubrik werden einem wohl auch ein Vortrag darüber halten, dass es ja kein Wunder ist, wenn das Kind so redet, wenn die Eltern auf der Autobahn über andere Autofahrer meckern. Tatsächlich sind mir die Ausdrücke die ich selbst verwende seit dem relativ egal, wenn er sie benutzt. Mache ich ja dummerweise auch. Vielleicht habe ich auch ein bisschen selber schuld, tatsächlich mecker ich im Straßenverkehr häufiger mal rum, egal ob mir jemand die Vorfahrt nimmt, zu schnell fährt und mich überholt oder zu langsam fährt und ich mich gezwungen fühle, ihn zu überholen.
Immer mit guten Beispiel voran gehen.

Der Clown

Die Kraftausdrücke entkräften indem sie abgeändert werden. Wir hatten mal eine herrliche Begegnung auf einem Spielplatz mit einem Papa, der das echt perfektioniert hatte. „Du dummer Esel“, hatte nachher eine Baseballkappe auf und eine Sonnenbrille und war nicht dumm sondern cool, also der kleine Bruder von dem Rabauken. Der Vater hat dem Jungen alle Worte im Mund einfach umgedreht, für Außenstehende sehr unterhaltsam. Ich bin dafür leider nicht immer schlagfertig genug, aber ich versuche mein bestes, wenn es mal passt diese Variante unter zu bringen.

Der Papagei

„So Du mir so ich Dir“ – ist die Devise bei dieser Art des Umgangs. Das ist jetzt nicht so meine Richtung, obwohl ich mir manchmal echt denke: „selber doof“. Aber das sag ich nicht. Finde das auch nicht sonderlich erstrebenswert, aber es gibt Eltern, die toppen das, was ihre Kinder gesagt haben noch. Jedem das Seine. Ich habe das mal probiert, mit der Clown Variante zu verbinden indem ich besonders alberne Sachen gesagt habe, „Du Fischstäbchen“, „klebriger Schneckenschleim“. War ganz lustig das eine Mal, aber so richtig ist das nichts für mich.

Die Gleichgültige

Diese Variante habe ich bisher am aller häufigsten erlebt, insbesondere bei Erziehern. Die Kinder verwenden Kraftausdrücke, sind fies und gemein aber das Verhalten wird einfach ignoriert. Spricht man die Leute dann an, dann heißt es, „es wird langweilig, wenn man nicht reagiert“. Das ist wohl so, manchmal mache ich es auch, aber nur nachdem ich es vorher angekündigt habe. Einfach so ignorieren ohne Kommentar, kann auch ausgelegt werden, dass es schon in Ordnung ist, wenn man die anderen Kinder beschimpft.

Der Erklärbär

Immer wieder erklären, dass die Kraftausdrücke und Schimpfwörter dafür da sind andere Menschen mit Worten zu verletzen. Wenn Du nicht so Betitelt werden möchtest, dann mach es auch nicht bei anderen. Immer wieder darauf hinweisen! Diese Variante verwende ich wohl am meisten.

Der Psychodeuter

Meistens fangen die Sätze an mit „Du bist wütend weil…“, wenn das eindeutig ist, verwende ich es auch hier und da mal, aber manchmal ist das ja nicht so eindeutig. Zumindest verwendet mein Sohn Kraftausdrücke, auch ohne das vorher etwas war. Dazu kommt, dass mein Sohn bei „Du bist wütend“ bereits schon antworten würde mit „Motzkopf Manier“ und mir erklären würde, wie wütend er ist mit allen Wörtern die ihm gerade in den Kopf kommen. Dadurch wird das Ganze also weder entschärft, noch ändert sich etwas an seinem Verhalten in der Zukunft.

Die Verständnisvolle

Manchmal ist ein „Ich verstehe, das war echt blöd, aber das sollte man ohne Kraftausdrücke regeln“, definitiv auch meine Wahl. Wobei ich die Variante immer koppel mit dem „Erklärbär“. Allzu verständnisvoll auf Beschimpfungen zu reagieren, insbesondere wenn es gegen einen selber geht, weil das Kind ja gerade so wütend ist, finde ich ziemlich unauthentisch. Solltet ihr es von Herzen können, ist es allerdings auch wirklich bewundernswert.

Die Eingeschnappte

Aus meiner Kindheit kenne ich die Aussagen „Das macht mich traurig, wenn…“ sehr gut und versuche sie zu vermeiden, aber auch hier ist es halt leider authentisch, wenn es einem doch raus rutscht, hoffentlich nicht zu häufig.

Die Verzweifelte

Eben dachte man noch „Wow, die Mutter hat Nerven die Drahtseile“ und dann passiert es „Wenn Du noch einmal XY zu mir sagst dann…“. Gerade auf großen Spielplätzen hat man häufig die Ehre, so etwas mit zu erleben. Wenn man nicht gerade selber Diejenige ist die überschwappt, weil entweder Motzkopf oder Trotzkopf es einem mal wieder so richtig zeigt.

Der Kampfhahn

Niemand lässt sich gerne beschimpfen und manche Leute scheinen gar „Rot zu sehen“, selbst wenn ein Kind die „Arschloch“-Karte zieht und gehen an die Decke. Dabei bleibt es nicht, dass sie wie der Papagei einfach entgegen meckern. Nein, der Typ Kampfhahn oder -henne haut lieber auf den Tisch oder stampft auf den Fußboden, um seinen Worten (die ziemlich denen des Verzweifelten ähneln), Nachdruck zu verleihen.

Fazit

Wie ihr hoffentlich gemerkt habt, ist nicht alles so ganz ernst gemeint. Aber der Umgang mit Kraftausdrücken und Schimpfworten ist für die Meisten echt nicht leicht. Ich reagiere jedesmal aus dem Bauch heraus, bleibe dabei authentisch und akzeptiere die Einzigartigkeit der Situation. Natürlich versuche ich ein Vorbild zu sein und meistens bin ich eher Erklärbär als Kampfhenne, aber auch ich habe meine Grenzen und ich werde nicht gerne mit vulgären Ausdrücken beschimpft. Das darf mein Sohn auch wissen, dass Mama Grenzen hat und das ich ihn lieb habe, auch wenn wir vorher richtig Streit hatten.

Falls Euch noch weitere Typen einfallen, schreibt mir doch. Wie reagiert Ihr auf Kraftausdrücke? Bleibt Ihr entspannt? Habt Ihr Nerven aus Stahl? Seid Ihr eher wie ich und reagiert je nach aktueller Situation und Kraftausdrucks-Kategorie?