3 Wege der Teilzeit-Falle zu entgehen

Sobald man Mutter geworden ist verschieben sich die Prioritäten – früher wollte ich das nicht hören, denn schließlich habe ich studiert und mit BWL kann man so viele verschiedene Tätigkeiten ausüben, so dass ein Gefühl „mir steht die Welt offen“ sich einstellte.

Mit 2 Kindern stelle ich mir nun immer wieder die Frage, will ich überhaupt wieder Vollzeit arbeiten, so lange meine Kinder noch klein sind? Und wann sind sie nicht mehr klein? Was ist mit den ganzen Schulferien? Die möchte man ja auch irgendwie mit den Kindern gestalten können und nicht permanent die Kinder „abgeben“. Dazu kommt: wenn man Teilzeit arbeitet, bekommt man auch nicht mehr das wichtige Projekt zugeteilt, sondern nur Teilaufgaben, schließlich ist man ja nicht so oft da. Schon hat man Frust und fragt sich, wofür habe ich eigentlich studiert, wozu die Weiterbildungen, kann ich nicht etwas besseres machen?
Wenn man erst einmal Teilzeit arbeitet, dann kommt man da nicht mehr so schnell raus, oder? Das ist leider richtig, denn wenn man erst einmal eine unbefristete Teilzeitstelle hat, dann kann es sehr schwierig werden, wenn man eine Stundenerhöhung haben möchte, bzw. ganz dringend braucht, weil ein finanzieller Engpass einen zwingt. Schon wird einem vorgerechnet wie häufig man später gekommen ist, nicht länger bleiben konnte, Kind krank oder selbst krank war oder kurzfristig Urlaub oder Homeoffice beantragt hat. Schnell gehen einem die Argumente aus, wenn der Vorgesetzte keine Stundenerhöhung möchte.

3 Wege der Teilzeit-Falle zu entgehen

  1. Befristete Teilzeit
    • Unterart: Teilzeit während der Elternzeit
    • Vertraglich festlegen, wann Stunden erhöht werden
  2. Prüfen von flexiblen Arbeitszeiten
    • 37,5 Stunden -> z.B. Montag bis Freitag Arbeitszeit 6 bis 14:00 Uhr
    • Homeoffice
    • Teil Homeoffice
    • Wochenendarbeit
    • Überstunden auf- und abbau
  3. Mehrere Standbeine
    • Nebenjob
    • 2 Teilzeitjobs

Haben sich meine Prioritäten geändert?

Ja, leider oder wie sagt man das am Besten. Ich persönlich finde es wichtiger, Zeit mit meinen Kindern zu verbringen und diese Aufwachsen zu sehen und mich an ihnen zu erfreuen. Zu sehen wie sie sich entwickeln wie sie agieren, reagieren und wachsen an allem erlebten. Ich möchte meinen Teil beitragen, mir reicht es nicht beim Abendessen zu hören was den Tag so los war, ich möchte miterleben, so lange die Kinder mich lassen.

Worauf muss man achten, wenn man „Teilzeit während der Elternzeit“ arbeiten möchte?

Während der Elternzeit von Sam, meinem großen Sohn, habe ich Teilzeit gearbeitet. Erst 15 Stunden pro Woche und dann als es gut lief mit der Betreuung 28,5 Stunden pro Woche. Beim ersten Vertragsschreiben stand der Passung „Teilzeit während der Elternzeit“ wörtlich vermerkt, bei der nächsten Stundenänderung nicht. Kurz bevor meine Elternzeit endete und ich wieder Vollzeit arbeiten wollte bzw. (sein wir ehrlich) aus finanziellen Gründen musste, stellte sich heraus das meine Vollzeitstelle weg war. Ich hatte Glück, denn mein Vorgesetzter hatte kein Problem meine Stunden wieder auf Vollzeit zu erhöhen, aber auch in seinen Budget war ich nicht mehr als Vollzeitkraft geplant. Daraus habe ich gelernt, nur wenn der Passus „Teilzeit während der Elternzeit“ bzw. „während der Elternzeit arbeitet XY 28,5 Stunden“ enthalten ist, dann bekommt man seine Vollzeitstelle automatisch zurück.

Was ist eine „befristete Teilzeit“?

Es gibt neben der „Teilzeit während der Elternzeit“ auch noch die Variante befristet in Teilzeit zu gehen oder eben festzulegen, dass man ab Datum X wieder XY Stunden arbeitet. Ich habe mich in meiner zweiten Elternzeit nach der ersten Zeit, wo ich wieder „Teilzeit während der Elternzeit“ gearbeitet habe, bei der Stundenerhöhung für die befristete Teilzeit entschieden. Das heißt ich habe in Absprache mit meinem Vorgesetzten festgelegt, dass ich bis Datum X nur 25 Stunden pro Woche arbeite. Für die Kindergärten der Jungs habe ich mir noch meine Arbeitszeiten bescheinigen lassen (6:30 Uhr bis 11:30 Uhr). Diese Bescheinigung ist auch praktisch, wenn der Vorgesetzte wechselt und die Arbeitszeiten nicht mag. Hier hat man gleich eine schriftliche Bestätigung, wenn die Arbeitszeiten, so wie bei mir, etwas aus dem normalen Rahmen fallen. Mittlerweile fange ich meist schon zwischen 6 Uhr und 6:15 Uhr an zu arbeiten, damit ich rechtzeitig vor 12 Uhr in der Krippe ankomme. Jo kann auf diese Weise seinen Mittagsschlaf zu Hause machen und wenn Sam erst einmal in der Schule ist, können wir entspannt zu hause gemeinsam Mittag essen.

Never change a running System

Mehrfach habe ich schon überlegt, ob ich nicht doch später anfangen soll und Jo in der Krippe seinen Mittagsschlaf macht. Doch immer wieder stelle ich fest wie glücklich er ist, so wie es jetzt gerade läuft. Jo geht gerne in die Krippe, das Abgeben läuft problemlos, Jo findet es einfach toll von seinem Papa und seinem großen Bruder Sam hingebracht zu werden. Wenn ich ihn Mittags abhole freut er sich und genießt unser Einschlafritual.
Daher bleibe ich aktuell dabei, dass ich es genauso lasse, wie es aktuell ist.

Welche Form habt Ihr gewählt? Fühlt Ihr Euch mit der Teilzeit wohl? Ab wann habt Ihr wieder Vollzeit gearbeitet? Ich werde mich sicher noch viel mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie auseinander setzen müssen. Schließlich müssen die Rechnungen bezahlt werden und die Kinder haben Bedürfnisse (damit meine ich keine materiellen).